Die Flugmeilen-Debatte: Sind kenianische Rosen wirklich nachhaltiger?

Rosen bei Rift Valles Roses.

Kenia hat in 2017 fast 160.000 Tonnen Schnittblumen nach Europa exportiert und ist somit der größte Rosenversoger des Kontinents. Das Kenias Klima ist perfekt für den Blumenanbau, seine Nähe zum Äquator sorgt für tägliches Sonnenlicht und milde Temperaturen das ganze Jahr über. Aber ein wachsendes Bewusstsein für die Vorzüge des lokalen Konsums hat eine Debatte über den Import solcher Waren entfacht: Ist es nicht besser, sie zu Hause anzubauen? Intuitiv mag das Sinn ergeben. Ein Blick auf die Zahlen zeigt jedoch, was wirklich nachhaltiger ist, wenn es um Blumenanbau geht.

Kenianische Rosen sind mit Abstand die grünere Option

In der Nähe des Äquators angebaute Nahrungsmittel, Blumen und andere landwirtschaftliche Produkte tendieren laut Studien dazu, einen geringeren CO2-Fußabdruck zu haben als ihre unter künstlichen Bedingungen lokalen Pendants. Rosen können in Kenia unter natürlichen Bedingungen gut wachsen, in den Niederlanden jedoch können sie nur in Gewächshäusern unter künstlicher Wärme und Licht angebaut werden. Damit ist der Produktionsprozess in dem ostafrikanischen Land laut einer Studie 123 Mal CO2-effizienter als in den Niederlanden. Der Transport der kenianischen Blumen ist natürlich viel kohlenstoffintensiver, gleicht aber den Unterschied nur teilweise aus: Die kenianische Blumenproduktion bleibt die grünste Option. Sie 6 Mal CO2-effizienter und so umweltfreundlicher als in den Niederlanden, auch wenn der Transport nach Europa mitberechnet wurde.

Die steigende Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien in den Niederlanden wird diese Lücke in der Zukunft voraussichtlich schließen – das ist aber noch ein weiter Weg. Genaue Zahlen aus der Studie finden sich in der nachfolgenden Tabelle, in der die CO2eq-Emissionen vergleichbarer Blumenfarmen dargestellt sind.

LieferkettenabschnittKenia (kg CO2eq)Niederlande (kg CO2eq)
Produktion
Verpackung
Transport zum Flughafen
Luftfracht von Flughafen zu Flughafen
Transport zur Verteilzentrale
300
110
18
5,600
5.9
36,900
160
0
0
50
Total6,03437,110

Anmerkung: Die Emissionen basieren auf einer funktionalen Einheit von 12.000 marktfähigen Schnittstämmen und werden als Erderwärmungspotenzial (Global Warming Potential – GWP) in kg CO2-Äquivalenten unter Verwendung der Umrechnungsfaktoren IPCC (2001) angegeben. GWP- und CO2-Emissionen aus Kenia beinhalten den IPCC-Höhenfaktor. Quelle: Das niederländische Ministerium für Wirtschaft, Landwirtschaft und Innovation (2012), das die Tabelle von Edwards-Jones et al. (2008) mit Bezug auf Williams (2007) verwendet.

Air miles oder fair miles?

Bei bewusstem Konsum (conscious consumerisim) ist es sinnvoll, über CO2-Emissionen hinauszuschauen, um die breiteren Auswirkungen von Kaufentscheidungen berücksichtigen zu können. Dies wird durch das Konzept der „fair miles“ demonstriert. Durch den Kauf von Produkten, die einen signifikanten Beitrag zur Wirtschaft eines Landes leisten, unterstützen Verbraucher die wirtschaftliche Entwicklung und die Armutsbekämpfung des Landes. Kenias Gartenbausektor ist für ein Drittel des landwirtschaftlichen Bruttoinlandsprodukts Kenias verantwortlich und zählt zu den führenden Devisenerzeugern des Landes. Über eine halbe Million Menschen sind in der Blumenzucht tätig, von denen 100.000 direkt bei den Blumenfarmen beschäftigtsind. Schätzungen zufolge beeinflusst dies den Lebensunterhalt von über 2 Millionen Kenianern.

Das Wachstum dieses Sektors trägt erheblich zur Wirtschaft bei und hat das Potenzial, das BIP anzukurbeln und den Lebensstandard von vielen Kenianern langfristig zu erhöhen. Viele kenianische Blumenfarmen werden vom Kenya Flower Council(KFC) reguliert, das faire Löhne und Arbeitsbedingungen sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und Pestiziden sicherstellt.

Kenianische Blumenfarmen steigen auf Solar um

Während solarbetriebene Flüge immer noch ein Schimmer am Horizont sind, steigen Blumenfarmen in Kenia jetzt schon auf Solarenergie um. Dadurch werden die Produktionsemissionen noch weiter reduziert. Es ist nicht nur umwelttechnisch sinnvoll, dass diese Farmen den reichen Sonnenschein ausnutzen, der ihre Rosen gedeihen lässt. Hohe Energiepreise sind ein bekanntes Problem für Blumenfarmen, da Energiekosten oft einen großen Anteil der Betriebsausgaben ausmachen. Die kenianische Energieregulierungskommission hat kürzlich eine weitere Erhöhung des Strompreises angekündigt, die sich auf Blumenfarmen mit einem Preisanstieg von >25% auswirken wird.

Höhere Strompreise sind Wachstumshemmend: Die prognostizierte Wachstumsrate des Sektors von 5% p.a. in den nächsten 5 Jahren könnte mit erschwinglicheren Strom erheblich höher sein und weitere Vorteile für die Wirtschaft schaffen. Dabei ist dieses Wachstum auch noch umweltfreundlicher. Die Bewegung befindet sich zwar in einem frühen Stadium, das Interesse wächst aber schnell, da der Zugang zu Solarstrom von Unternehmen mit umfassendem Service wie ecoligo erleichtert wird.

Also, wenn Sie das nächste Mal ein Zimmer, einen Tag oder die Stimmung mit Rosen aus Kenia verschönern, können Sie sicher sein: der CO2-Fußabdruck ist so niedrig wie möglich. Dazu verschaffen Sie noch Arbeitsplätze und unterstützen die wirtschaftliche Entwicklung da, wo sie gebraucht werden. Wenn Sie noch mehr Einfluss haben möchten, können Sie in ein Solarprojekt für eine Blumenfarm investieren, auf denen genau Ihre Rosen angebaut werden.

Ein 50 kWp-Solarprojekt für die Blumenfarm Live Wire in Naivasha, Kenia, wird derzeit von Crowdinvestor*innen über unsere Website finanziert. Hier geht’s zum Projekt.