Veränderungen in Thailands Energielandschaft: Ein Interview mit Joost Siteur

Portrait von Joost Siteur.
Joost Siteur

In Bezug auf Solarenergie in Südostasien hatte Thailand schon immer die Nase vorn. „Das Land hatte großen Bedarf an Solarenergie“, sagt Joost Siteur, der von seinem Zuhause in Thailand aus mit uns gesprochen hat. „Das Land konnte nicht wie Malaysia oder Indonesien auf Öl zurückgreifen oder wie Vietnam Kohle nutzen. Thailand hat erkannt, dass der Ausbau alternativer Energiequellen notwendig war, um die Abhängigkeit von importierten Brennstoffen zu reduzieren.“ Als Leiter der Abteilung Investmentmobilisierung des USAID Clean Power Asia Programms, das von Abt Associates ins Leben gerufen wurde, ist Siteur ein Experte für die thailändische Energielandschaft. Laut Siteur, der in den letzten 20 Jahren Investitionen in erneuerbare Energien in der Region gefördert hat, ist dies der Auslöser für den Vorsprung des Landes in Sachen solare Kapazität.

Dieses gesteigerte Interesse an Solarenergie hat dazu geführt, dass die thailändische Regierung als erste in der Region Anreize für den Bau von Solaranlagen geschaffen hat. USAID Clean Power Asia fördert Investitionen in erneuerbare Energien in Südostasien und unterstützt Unternehmen wie Big C, eine führende thailändische Supermarktkette, beim Zugang zu Solarenergie. „Big C war einer der ersten großen Einzelhändler, der mit der Installation von Solaranlagen auf seinen Dächern begonnen haben. Jetzt besitzt die Kette über 30 Megawatt im ganzen Land“, sagt Joost.

Ein Blick in die Straßen Bangkoks.
Ein hoher Strombedarf hat Thailand zum Vorreiter in Sachen Solarenergie gemacht.

Die staatlichen Subventionen gehören nun allerdings der Vergangenheit an, da die Regierungen sich weniger auf neue Energiequellen fokussiert. Dennoch ist das Streben nach mehr Solarkapazität ungebrochen.

„Der Markt ist noch lange nicht gesättigt; es gibt massenweise Fabriken, die von Solarstrom profitieren würden“, bemerkt Joost. „Ökonomisch geht die Rechnung leider nicht immer auf, da in Thailand der selbsterzeugte Strom nicht mit dem Strombezug aus dem Netz gegengerechnet wird. Aber besonders bei international tätigen Unternehmen wird Nachhaltigkeit zu einem Schlüsselfaktor, der sich auch auf ihre Zulieferer überträgt.“

Joost Siteur, 2021

Globale Unternehmen wie Unilever stehen unter zunehmendem Druck, Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen. Diese Entwicklung macht sich auf den Energiemärkten in der gesamten Region bemerkbar. „Wenn die Energie, die im Land aus dem nationalen Stromnetz kommt, diese Ziele nicht erfüllt, ist das ein Problem. Die Unternehmen haben nur begrenzte Möglichkeiten, erneuerbare Energien zu nutzen, also machen sie langsam auf diesen Missstand aufmerksam“, sagt Joost.

In Vietnam hat dies zu einem Pilotprojekt für ein neues Direct Power Purchase Agreement (DPPA)-Programm geführt, das von USAID unterstützt wird und in den nächsten Monaten starten soll. Das Pilotprojekt würde es Unternehmen ermöglichen, erneuerbare Energie, die außerhalb des eigenen Standorts erzeugt wird, direkt von privaten Unternehmen zu beziehen. Laut Joost wird es auch in Thailand einen Vorstoß in diese Richtung geben. „Das bringt auch Vorteile für das gesamte Land mit sich; es gibt ehrgeizige Ziele und in den nächsten 10 Jahren müssen 5 Gigawatt an Solarkapazität installiert werden. Von einem direkten PPA für die Beschaffung von erneuerbaren Energien außerhalb des eigenen Standortes profitieren sowohl die Regierung als auch die internationalen Unternehmen“, sagt er.

773 kWp Solaranlage
Xcellent, ein thailändisches Unternehmen, wird von einer 773 kWp Solaranlage mit Strom versorgt.

Von der Investitionsseite her betrachtet, ist das Interesse groß. Joost sagt: „Viele Solarentwickler und Investoren wollen Teil des Solarmarktes in Thailand sein. Der Markt ist lukrativ und wettbewerbsfähig.“ Wenn es um die Finanzierung der Aufdachsolaranlagen geht, kommt diese jedoch typischerweise von den Solarentwicklern selbst. „Die Projekte sind klein und haben unterschiedliche Abnehmer, weshalb die meisten Banken nicht bereit sind, sie zu finanzieren“, sagt Joost. Genau dieses Problem, den Mangel an geeigneten Finanzierungen für Solarprojekte, löst ecoligo in Schwellenländern auf der ganzen Welt. „Alternative Finanzierungsmethoden wie Crowdinvesting sind noch vergleichsweise neu“, sagt Joost. „Soweit ich weiß, ist ecoligo das einzige Unternehmen, das dies hier anbietet.“

 Bangkok bei Nacht

Obwohl Thailand früher als andere Länder der Region anfing, erneuerbare Energien zu nutzen, holen diese nun auf. Vietnam hat Thailand gerade mit 5 Gigawatt installierter Leistung überholt und eine Verlangsamung dieses Prozesses ist nicht in Sicht. Mit neuen Finanzierungsformen, dynamischen Marktkräften und ehrgeizigen Plänen zur Senkung der Emissionen ist dies sicherlich ein Markt, den man im Auge behalten sollte.

2020 hat ecoligo sein erstes Projekt in thailand veröffentlicht. Es bietet deutschen Crowdinvestor*innen die Möglichkeit, 6% Zinsen zu erhalten und gleichzeitig Thailands Energiewende hin zu sauberer und kostengünstigerer Energie zu unterstützen. Hier finden Sie mehr Informationen zu dem Projekt.

Joost Siteur, Leiter für Investmentmobilisierung, USAID Clean Power Asia
Joost kann auf mehr als 20 Jahre Berufserfahrung im Bereich der erneuerbaren Energien in Südostasien zurückblicken. Seine Erfahrungen erstrecken sich über den privaten Finanz- und Investmentsektor, Marktanalysen und Business Development. Als Leiter für Investitionsmobilisierung bei USAID Clean Power Asia leitet Joost ein Team von Finanzberatern und Gutachtern, um Entwickler, Investoren und Kreditgeber in Südostasien, vor allem in den südlichen Mekong-Ländern, mit vollumfänglichen Wissen, Strategien und kompetenten Werkzeugen für den Finanzmarkt auszustatten. Er hat einen Masterabschluss in Elektrotechnik von der Universität Twente in den Niederlanden.